110 Jahre Schützenverein Partenstein

Aus der Vereinsgeschichte

von Berthold Gillner
 

Obwohl der Schützenverein bereits im Jahr 1906 gegründet wurde, sind schriftliche Unterlagen erst ab 1926 vorhanden. Alte Mitglieder erinnern sich aber noch an dessen Gründung im Gasthaus „Zum Spessart“. Im Protokollbuch heißt es: Unter Anregung des Gastwirtes Josef Harth, mit den Mitgliedern Johann Theodor Mehrlich, Franz Burger, Michael Herget, Adolf Durchholz, Ernst Born, Philipp Born und einigen Anderen wurde der Schützenverein ins Leben gerufen.

Der Schießsport lief damals, vor über 90 Jahren, bis zum 1. Weltkrieg in bescheidenem Rahmen ab. 12 Jahre nach der Gründung trat man dem Schießbund Main Spessart bei.

Erstes Großereignis war 1926 die Ausrichtung des für Unterfranken offenen Bundesschießens.

Das sportliche Schießen hatte schon immer seine Reize. So war damals, wie heute noch, das jährliche Königsschießen der Höhepunkt der Saison. Damals wurde ein aus Holz nachgebildeter Vogel an einer hohen Stange aufgehängt und stückchenweise abgeschossen. Der Leib des Vogels war mit einer Sprengladung versehen. Der Schütze, der den Sprengsatz erwischte und so den Vogel abschoss, war der Schützenkönig. Heute wird der Schützenkönig mittels Tiefschuss, dem sogenannten „Blattl“ ermittelt. Die Auswertung erfolgt durch elektronische Messgeräte. Damals wie heute ist das Königsschießen eine Attraktion für Jung und Alt.

Ende der 20-er Jahre bauten die Mitglieder bereits einen Kleinkaliberschießstand, der an Pfingsten 1930 eingeweiht wurde. Überhaupt war der Verein in diesen Jahren sehr rege. Zum 25 jährigen Bestehen im Jahr 1931 leistete sich der Verein eine Fahne. Die Fahnenweihe wurde am 8. und 9. August sehr festlich vorgenommen. Die Fahnenpatin Gustl Steigerwald kann sich noch gut daran erinnern. Mit der Bezahlung der Fahne hatte die Vereinsführung in der damaligen schlechten wirtschaftlichen Zeit einige Probleme. (Nachzulesen in unserer Vereinschronik)

Die politischen Umstände erzwangen dann eine 18 Jahre dauernde Ruhepause. Der damalige Schriftführer Peter Amend schrieb am 27.01.1935 in das Protokollbuch: „Letzte Versammlung im Dritten Reich“.
Erst 1953 wurde der Verein von alten und neuen Mitgliedern wieder zu neuem Leben erweckt. Mit zwei Gewehren begannen die Aktiven im Gasthaus „Rexroth“ den Schießbetrieb.

Das 50-jährige Bestehen begingen die Schützen im kleinen Rahmen, verbunden mit einem größeren Preisschießen. Dazu wurden extra Schießstände auf dem „Forstgarten“ errichtet.

In dieser Zeit entstanden erste Pläne für den Bau eines Schützenhauses. Es blieb aber bei der Planung, die Zeit war noch nicht reif für ein solches Vorhaben.

Im Saal des Gasthauses „Harth“ fanden die Schützen eine neue Übungs- und Wettkampfstätte.

1966 machte sich die Vorstandschaft erneut Gedanken über den Bau eines Schützenhauses. Um zu Geld zu kommen hatten die Mitglieder eine zündende Idee: Sie bauten eine Blumenschießbude, stellten drei Gewehre bereit und verkauften nebenbei die allseits beliebten Rostbratwürste. (Auch heute noch erfreuen sich die Bratwürste, die am Faschingsdienstag im Schützenhaus angeboten werden, größter Beliebtheit).

An Fasching, Kirchweih und anderen Festlichkeiten standen die Schützen, manchmal bei beißender Kälte, mit der Schießbude und dem Grill an zentralen Plätzen in Partenstein. Der Erlös bildete den Grundstock zum eigenen Schützenhaus. Nachdem die Pläne genehmigt waren, konnte im April 1968 mit dem Bau am „Forstgartenweg“ begonnen werden.

Das Grundstück stellte die Gemeinde in Erbpacht zur Verfügung. Die Grundsteinlegung wurde am 15. September und das Richtfest am 19. November 1968 gefeiert. Mit dem Innenausbau ging es dann etwas langsamer voran, doch im September 1969 konnten die beiden Luftgewehrmannschaften ihre ersten Wettkämpfe im eigenen Schützenhaus bestreiten.

Es waren 10 Stände auf 10 m vorhanden. Die Schützen standen im Gebäude und schossen durch Fenster in den rückwärtigen Hof. Durch die nun besseren Trainingsmöglichkeiten stellten sich rasch Erfolge ein.

Zu den Gewehrschützen kamen im Jahr 1976 noch einige Luftpistolenschützen hinzu. Ab 1977 nahm die erste Partensteiner Luftpistolenmannschaft an der Verbandsrunde teil. Im selben Jahr erlernten einige Schützen in Lohr den Umgang mit der Sportpistole und bereits zwei Jahre später startete eine Sportpistolenmannschaft bei den Rundenwettkämpfen.

Die Wettkämpfe und Trainingsstunden fanden in Lohr statt, was das Ganze vor allem im Winter umständlich und erschwerlich machte.
 
Somit reiften Überlegungen, wie man zu eigenen Sportpistolenständen kommen könnte. Bereits am 05. Oktober 1977 wurde in der Vorstandsbesprechung der Wunsch nach dem Bau einer eigenen Sportpistolen- und KK-Anlage vorgetragen. Nachdem der Sportkegelclub „Alle Neun“ zur selben Zeit eine Kegelanlage plante, bot sich der Gedanke eines Gemeinschaftsprojektes an. Nach langen Besprechungen, zähen Verhandlungen und Vorplanungen war es soweit.

In der Jahreshauptversammlung am 08. Januar 1978 wurde einstimmig beschlossen: „Wir bauen!“ Pläne wurden eingereicht und viel Papier verschrieben bis am 31. Mai 1979 die Baugenehmigung für unsere Anlage kam. Das Grundstück wurde von der Gemeinde erworben und am 25. Juli 79 wurde der erste Spatenstich von uns getan.

Dann ging alles Schlag auf Schlag. Jeder Stein der vermauert, jeder Nagel der in die Wand geklopft, jede elektrische Leitung die verlegt wurde, sowie die gesamte Inneneinrichtung – ALLES EIGENLEISTUNG!

Die Abnahme erfolgte am 9. September 1980. Ein stolzes Werk war vollendet. Dank der guten Kameradschaft und des selbstlosen Einsatzes einiger Mitglieder wurde der Neubau der Schießanlage zum Wohle des Vereins vollendet. Am 17. Mai 1981 erfolgte die feierliche Einweihung.
 
Ebenfalls im Jahr 1981 feierten wir unseren 75. Geburtstag. Hierzu gedachten wir am 18.Juli, mit einem Großen Zapfenstreich am Ehrenmal, unserer gefallenen und verstorbenen Mitglieder. Anschließend fand im Jugendheim der Festkommers statt. Vom 25. bis 27. Juli veranstalteten wir, in einem Zelt am Sportplatz ein großes Schützenfest, verbunden mit dem 25. Gauschießen.

Kurze Zeit später geisterten uns wieder Baupläne im Kopf herum. Wir überlegten, ob wir nicht den Schießhof überdachen könnten. In einer Vorstandsbesprechung wurde beschlossen Baupläne anzufertigen und zur Genehmigung einzureichen. In der Jahreshauptversammlung am 06. Januar 1984 gaben die Anwesenden grünes Licht. Pläne wurden eingereicht und die Genehmigung lag am 21. Februar 1985 vor.

Wir bauten wieder einmal. Bei der Gemeinde baten wir um Bauholz – und bekamen es geschenkt. Das Rundholz wurde gesägt und von den Mitgliedern zu Nagelbindern verarbeitet. Samstags waren, teilweise sogar bei Frost, viele Hämmer im Einsatz um ca. 90 kg Nägel in das Holz zu schlagen. Die Innen- und Außenputzarbeiten wurden an eine Firma vergeben.
 
SchützenhausAlle anderen Arbeiten wurden wieder in Eigenleistung erbracht. Am 12. November 1988 wurde die Anlage durch die beiden Ortsgeistlichen eingeweiht. Jetzt hatten wir 16 Stände auf 10 m Entfernung.

1997 wurde die Küche und drei Jahre später die Toilettenanlage komplett umgebaut und vergrößert.

Unsere alte Kellerbar wurde im Jahr 2002 demontiert und zu einem schönen, modernen Büro umgebaut. 2004 legten wir uns eine elektrische Duell- und Klappscheibenanlage für Luftpistole zu.
 
 

FreisportanlageAb Februar 2005 trainierten jede Woche unsere Jüngsten mit Pfeil und Bogen auf 18 m Entfernung. Leider hat sich das Ganze zwischenzeitlich, bedingt durch schulische und berufliche Tätigkeiten, etwas verlaufen. Eine kleine Gruppe schießt aber nach wie vor in den Sommermonaten auf der Freisportanlage in der Lehe. Da wir fünf vereinseigene Bögen und das entsprechende Zubehör besitzen, können Neueinsteiger diesen Sport ohne finanzielle Aufwendungen bei uns ausprobieren.

 
 
Im Jahre 1976 legten die Schützen Heinz Gillner und Peter Mehrlich die Böllerprüfung ab. Wir übernahmen von der Gemeinde den Sirius-Stand-böller und schossen bei Beerdigungen. Bei der 750-Jahrfeier der Gemeinde Partenstein, im Jahr 1985, schossen wir, mit dem Gastschützen Fritz Leppig, zum erstenmal mit unseren selbst hergestellten Handböllern vom Rathausbalkon. Zur Zeit sind es 15 Böllerschützen die bei nahezu allen aktuellen Böllertreffen dabei sind.

Böllergruppe Bild:
Unsere Böllergruppe im Jubiläumsjahr 2006 mit Bernd Gläser, Peter Mehrlich, Heinz Gillner, Berthold Gillner, Thomas Bickel, Rudi Mnich und Marco Steigerwald (von links).